Dienstag, 20. November 2012

Von weisen Menschen und Spitznamen

Eine wirklich sehr weise Person hat mir die Tage gesagt, man würde so langsam merken, dass ich schon lange in Irland bin.... Ich beäuge mich natürlich zuerst einmal ganz kritisch im Spiegel, der hinter meinem Laptop an der Wand hängt und kann mich kaum noch auf das Skypen konzentrieren. Hab ich noch mehr Sommersprossen bekommen? Werden meine Haare rötlich oder meine Haut so richtig blass? "Deine Blogeinträge werden kompakter und du traust dich auch mal Pause zu machen, weil du in den Pub willst."
Und das stimmt tatsächlich. Nach über vier Monaten kehrt nun einfach irgendwann mal ein gewisser Alltag ein und es gibt nicht mehr jeden Tag etwas neues, aufregendes zu berichten. Dazu kommt, dass es schon dunkel wird, bevor ich überhaupt Feierabend habe und meine abendlichen Erkundungstouren ans Meer oder sonst wohin eher ausfallen und ich mich stattdessen mit meiner Wärmflasche, den dicken Kuschelsocken, einer Tasse Tee und einem guten Buch ins Bett lege. Finde ich auch gar nicht tragisch: ich liiiiebe es sogar! Klar, würde sich die Katze dabei noch schnurrend auf mir zusammenrollen wäre es perfekt, aber das rennt mir ja auch nicht davon. 
Welche Spitznamen hattet ihr eigentlich früher? Wie ich darauf komme, erzähle ich euch gleich...
Meine Brüder hatten ja die schöööönsten der Welt: Lunsi und Honigkuchenpferd. Schöner geht ja eigentlich gar nicht mehr und wenn ich mal Knirpse haben sollte, dann werden die genauso auch heißen!! Ich hingegen hatte gar nicht so einen festen Spitznamen, sondern eher mehrere: Von Dineli über Paradiesvogel, zu Mademaisl (kommt von Mademoiselle) und Näddn bis hin zu "Habgier fällt die Treppe runter". Und genau der ist auch der beste von allen. Mit ungefähr 12 war ich mit Papa beim Kieferorthopäden und als sie mir endlich die die Drähte meiner Schneeketten auf den Zähnen nachgezogen hatten (das war immer soooo furchtbar), war ich der Meinung, ich hätte mir ja eine riesen Belohnung verdient. Wir laufen also die Treppe runter und ich sehe den Bäcker gegenüber. Mein Finger zeigt und mein Mund schreit: "Papa, krieg ich nen Berliner....kreisch"....polter, polter, polter.... hauts mich die Treppe runter. Das Ende vom Lied war ein Gipsarm mitten im Sommer und ein neuer Spitzname, der mir seitdem immer wenn ich wieder irgendetwas Unsinniges am besten sofort haben wollte entgegengerufen wurde. Und auch wenn alle anderen mittlerweile damit aufgehört haben, nenne ich mich selbst doch noch des öfteren so. Zum Beispiel heute und genau deshalb erzähle ich das ja gerade. Heute bin ich nämlich wie eine Bekloppte vom vierten in den zweiten Stock gestürmt, um mir in der Kantine einen Kaffee zu holen. "Kaffee, Kaffee, Kaffeeeeee...ich will, ich will, ich will.....". Dabei habe ich meinen Chef über den Haufen gerannt, hab mir den Ellbogen am Türrahmen gestoßen (genau die eklige Stelle, die kennt ihr doch) und als sich dann die Treppe mit ihren steilen Stufen vor mir auftat, ermahnte ich mich zur Ruhe: "Meine liebe Nadine (aka Habgier-fällt-die-Treppe-runter)! Vergiss bitte niemals: Kein Kaffee der Welt ist es wert, einen Gipsarm zu riskieren!"

In diesem Sinne... Bis Morgen :D

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