Dienstag, 31. Juli 2012

Alles grau

Nicht nur die sich rasant vermehrenden Strähnen auf meinem Kopf. Nein, ganz Dublin. Heute morgen war es sogar so grau, dass ich auf dem Weg zur Arbeit nach 10 Minuten nochmal umgedreht bin, um den Schirm zu holen, den ich daheim vergessen habe. NATÜRLICH hat es den ganzen Tag geregnet. Genau immer dann, wenn ich gerade im Büro saß oder daheim angekommen bin. Den Schirm habe ich also nicht gebraucht. Trotzdem bin ich froh, dass ich ihn bei mir hatte, denn wäre er daheim gestanden, hätte es genau dann geregnet, wenn ich auf der Straße gewesen wäre. Ich stell mich ja auch prinzipiell immer an der falschen Kasse an...
Diesen grauen Tag hätte ich ja sehr gerne mit euch geteilt. Wird ja schließlich Zeit, dass ihr auch mal was anderes zu sehen bekommt, als immer diese farbenfrohen Bilder mit strahlend blauem Himmel. Aber: ich hatte heute Vergesseritis und deshalb lag auch die Kamera daheim statt in meiner Handtasche. Wird nicht mehr vorkommen, ich versprechs. Stattdessen habe ich heute einfach meine persönlichen Top 5 Fotos aus den letzten 3 Wochen rausgesucht und sie in Photoshop veredelt (oder verschandelt, wie die Profis wahrscheinlich sagen werden). 






Die Reihenfolge ist übrigens die Bearbeitungsreihenfolge, nicht meine Wertung. 

Ansonsten hatte ich heute mal wieder einen richtig alltäglichen Alltag. Die Arbeit macht nach wie vor Spaß. Sooo viel zu tun hatte ich jetzt noch nicht, aber es läuft so langsam an. Was ich ja ganz interessant finde: Ein Kollege hat mich gefragt, wie meine Excel-Kenntnisse so sind. Ja, sehr gut sind sie. Und das sind sie eigentlich auch. Eigentlich sogar überdurchschnittlich gut, würde ich jetzt einfach mal behaupten. Mit Formeln bau ich dir alles, den verschachteltsten Automatismus und und und. Wirklich, ich kann Excel. Und so ist es auch. Für die Iren "kann" ich Excel, mehr aber auch nicht. In Deutschland war das vielleicht überdurchschnittlich, aber hier lieg ich eher so im Mittelfeld. Weil jetzt mein Kollege aber nur den irischen Maßstab kennt, hat er mir ein paar Aufgaben gegeben, mein lieber Freund.... Aber ich kann ja schlecht den ersten Eindruck verbocken, also haben mein bester Freund 'Google' und ich uns ein paar Stündchen in uns gekehrt und getüftelt. Ich liebe ja tüfteln und ich liebe Zahlen. Deshalb liebe ich wahrscheinlich Excel. Und am tollsten daran finde ich, dass man so als kleiner Praktikant am Anfang noch sooo wenig zu tun hat, dass man eben überhaupt mal die Zeit hat zu tüfteln. Deshalb ist auch was gutes bei rausgekommen. Und dass ich aus irischer Sicht nur Durchschnitt bin, weiß hier keiner. Für die bin ich immer noch "sehr gut" und ich werd sie auch nicht eines Besseren belehren. Sollte es mal wieder zum Äußersten kommen, werde ich einfach wieder tüfteln :D

Was ich ja auch ganz toll an meinem alltäglichen Alltag hier finde, sind die Arbeitszeiten. Ich fange um 9 an und um 5 ist Feierabend. Ne 3/4 Stunde davon ist Mittagspause. Das einzige, was mich stören könnte ist, dass ich nicht um 7 anfangen kann, dann könnte ich nämlich um 3 schon wieder aufhören und hätte noch mehr vom Tag. ABER ich will mich nicht beklagen. Ich habe keine Tage mehr, an denen ich 12 Stunden außer Haus bin und daheim noch weiterlernen muss. Nein, ich hab hier das Paradies. Zumindest für die nächsten 7 Monate.

So, und am Schluss habe ich noch eine ganz wichtige Frage an euch. Ich habe heute Morgen festgestellt, dass auf meinem Weg zur Arbeit nicht nur die Indische Botschaft liegt, sondern auch die Nigerianische und die Niederländische. Da ich die krassen Unterschiede zwischen den Botschaften so genial und interessant finde, würde ich gerne in meiner Zeit hier mal zu jeder Botschaft gehen und ein Foto machen. Aber: Darf man Botschaften fotografieren? Oder denken die dann gleich, dass man da irgendwas plant? Sieht ja vielleicht schon etwas blöd aus, wenn ich die eine Straße mit den 20 Botschaften entlanglaufe und jede einzelne fotografiere. Weiß da jemand was????

Ich drück euch

Montag, 30. Juli 2012

Der Weg ist das Ziel

Das mit dem Laufen ist schon so ne Sache. Ich genieße es ja in vollsten Zügen und ich genieße es, kein Auto zu haben. Mal abgesehen davon, dass ich im Linksverkehr durchdrehen würde und das Benzin hier nochmal nen Ticken teurer ist, finde ich es richtig entspannend die 25 Minuten zur Arbeit zu laufen und auch sonst meine Wege zu Fuß zurückzulegen. Manchmal aber, wenn man was bestimmtes einkaufen möchte und z.B. weiß, dass es das in dem Supermarkt gibt, der 2,5 km von daheim wegliegt, dann kann es aber auch sehr ärgerlich sein, wenn dann genau die eine Sache ausverkauft ist... Aber was bringt dir das Ärgern? Gar nix. Deshalb lieber ganz lassen, denn sonst müsstest du dich ja auch darüber ärgern, dass das Haarspray hier 3 € im Sonderangebot kostet und daheim bekommst du es für 1,60. Nee, da freu ich mich lieber drüber, dass ich es heute gewagt habe, ohne Regenschirm aus dem Haus zu gehen und es genau dann angefangen hat, als ich daheim angekommen bin.
Apropos Fortbewegung. Ratet mal, was für Autos die Iren vorzugsweise fahren!! Kaum zu glauben, aber Platz 1 hat Merzedes, dicht gefolgt von VW. Danach kommt BMW und anschließend teilen sich Audi und Mini Platz 4. Find ich jetzt schon irgendwie lustig. Das hätte ich auch nicht wirklich erwartet. Allerdings muss ich das auch mal noch ein bisschen weiter untersuchen. Steven, der geniale Busfahrer von gestern, hat nämlich erklärt, dass die Seite südlich des Liffeys eher betucht und die nördlich des Liffeys das Ghetto ist. Ich wohne jetzt halt mal im Süden der Stadt, von daher ist meine Beobachtung nicht unbedingt repräsentativ für Dublin. Da ich jetzt aber schon mehrmals gehört habe, dass man als Frau nicht unbedingt alleine in den Norden der Stadt sollte, habe ich beschlossen die Beobachtung Ende August fortzuführen. Da kommt Kamikaze-Günther in die Stadt und gemeinsam kann uns keiner was.
Ich habs übrigens immer noch nicht 100%-ig drauf mit dem Linksverkehr. Wenn ich über die Straße gehe, schaue ich manchmal immer noch in die falsche Richtung und manchmal denk ich als noch: "Mmmhhh, das Auto hat ja gar keinen Fahrer" :D Ich geb aber mein bestes und arbeite täglich daran.

Heute war ein Alltag-Tag. Ich hab gearbeitet, Feierabend gemacht, bin am Grand Canal entlang nach Hause gelaufen, hab mir mein Abendessen gekocht (sofern man Nudelsalat kochen kann) und mit meinen zwei Lieben geskypt.




Und beim skypen hab ich noch schnell nen privaten Schnell-Photoshop-Kurs bekommen, damit die Handy-Fotos nicht ganz so bescheiden aussehen hier :D

Dann mal bis morgen!
 
 

Sonntag, 29. Juli 2012

The Wild Wicklow Tour

Heute war ich mal voll und ganz Tourist. Also genau das, für das ich hier eigentlich nicht gehalten werden möchte. Ich wohn ja hier... also bin ich Dubliner, oder? Zumindest zwischenzeitlich. Auf jeden Fall fühl ich mich mehr wie ein Dubliner, als ich mich jemals als Kronauer fühlen werde. Sorry Familie Mühlhauser und sorry Martin (Ich glaub mehr Krunema lesen hier eh nicht mit und falls doch: SORRY)

Gut zurück zum Thema. Die Wild Wicklow Tour ist laut dem Lonely Planet eine ungewöhnliche und äußerst unterhaltsame Tour mit exzellenten Guides. Hört sich doch gut an und da sie mir auch persönlich empfohlen wurde, hab ich die 25€ in die Hand genommen und gebucht. Bereut habe ich es keine Sekunde und es tut mir echt leid, aber heute werdet ihr mit Bildern überschwemmt..... Ich habe weit über 100 Fotos geschossen und konnte mich für den Blog auf 49 festlegen. Noch mehr auszuschließen hätte ich einfach nicht übers Herz gebracht.

Falls jemand mal nach Dublin kommen sollte und ich nicht mehr da bin...hier könnt ihr buchen und hier habe ich auch das Bild der Reiseroute runtergeladen, das ihr gleich sehen werdet.

Typisch deutsch wie ich bin, war ich natürlich erst mal 10 Minuten zu früh an einem der "Einsteig-Punkte". War nicht schlimm, denn der Bus kam typisch irisch 10 Minuten zu spät....
Ich hatte ja schon gezweifelt, ob ich überhaupt am richtigen Ort bin, denn außer mir war keiner zu sehen. So hatte ich die Ehre, die ersten 10 Minuten der einzige Passagier im Bus zu sein und konnte einen wunderschönen Plausch mit Steven, dem Busfahrer, halten. Und dabei konnte auch gleich die Gelegenheit nutzen, meinen Nicht-Touri-Status klarzustellen.

Die Touristen haben wir dann kurz darauf eingesammelt und los ging sie die Reise nach Wicklow - eine irische Grafschaft, die direkt an Dublin angrenzt und die Wicklow-Mountains beheimatet. In dieser Gebirgskette werden mittlerweile ziemlich viele Hollywood-Filme gedreht, da die Landschaft Teilen Schottlands, Neuseelands und Südafrikas gleicht. "Braveheart" oder "P.S. Ich liebe dich" kennt ihr doch alle, oder? Genau, die wurden hier gedreht.
 


Das ist Steven. Er ist der BESTE Commedian, den ich jemals gehört habe. Sorry Bülent, Mario und Co. Steven hat den ganzen Bus mit ins Geschehen einbezogen und den Rückspiegel extra so eingestellt, dass wir ihn sehen können während der Fahrt. Ist ja auch wichtiger, als dass er was sieht!! Naja, er hat konsequent rote Ampeln ignoriert ("Die sind ja nur zur Deko") und er hat dafür bei jedem Fußgänger gehalten und ihn veräppelt: "Sorry... nach xy, muss ich da rechts oder links abbiegen?" - "Rechts" - "Ah Danke, rechts also. Gut Tschüüüüß". Fenster zu und links abgebogen :D Das war jetzt nur einer seiner Sprüche. Außerdem hat er immer vorsorglich die Scheibenwischer angestellt, wenn uns Rennradfahrer entgegengekommen sind (Man weiß ja nie, ob man einen erwischt) und er ist wenn uns ein Bus auf entgegengekommen ist, auf die Gegenseite gefahren: "Wer bremst oder ausweicht verliert!". So gings die ganze Zeit und ich hab selten so viel gelacht :D Ist jetzt auch schwer zu beschreiben, muss man erleben. Steven ist übrigens (angeblich) 30 und der größte U2 Fan der Welt. Er war schon auf 15 Konzerten weltweit und sein bestes war in Honolulu.
Dun Laoghaire (gesprochen: Dun Lieri) war unser erster Halt. Heute durfte ich also das Meer mal bei Flut genießen.

In Loughlinstown gabs dann die erste Kaffeepause und das süßeste Klo, das ich je gesehen habe. Es hat Wände aus unbehandeltem Holz und riecht wie in der Finnensauna. Ich hab erst hier bemerkt, dass ich heute eigentlich total düster gekleidet war, aber da es so früh los ging hatte ich heute Morgen keinen Kopf dafür.




In diesen Kaffeebecher hat mir dann im Bus Steven meinen ersten Whiskey des Tages gefüllt. Um 10 Uhr morgens... Avoca ist übrigens ein wunderschöner "Nippes"-Laden. Hier bekommt man die schönsten Sachen. Von Notizbüchern über Deko bis Klamotten einfach alles. Und soooo schön. Den gibts in Dublin auch und als ich das erste Mal drin war sind mir echt die Tränen aus den Augen gekullert. Weil ich einfach alles hätte kaufen können und einfach alles so unverschämt teuer war...

Dann gings weiter zu DER Brücke, an der Steven nur für uns Frauen angehalten hat. Die Brücke, an der sich DIE Szene aus "P.S. Ich liebe dich" abgespielt hat. Keine Ahnung.... ich glaub ich muss mir den Film heut Abend mal angucken. Kann ich mich nicht dran erinnern. Die anderen haben jedenfalls wie verrückt auf der Brücke posiert und Fotos gemacht. Ich hab mich derweil mit dem Wasserfall und Clarice vergnügt.



In Kilmacanogue haben wir dann den Guiness-See bewundert. Dieser See hat von Natur aus die Form eines Pints und die Farbe des Wassers ist ja tatsächlich dunkelbraun. Also dachten sich ein paar clevere Marketingmenschen, dass man doch einfach weißen Sand aufschütten könnte, damit der Guiness auch noch seine Schaumkrone bekommt. So wurden also Tausende Tonnen Sand ans Ufer gekippt.


Zurück im Bus war die nächste Fuhre Whiskey dran... diesmal wenigstens aus kleineren Bechern... Die Farbe war traumhaft, der Geschmack eher mäßig.
Unsere Lunch-Pause haben wir in Laragh verbracht. Eine 100 Seelen-Gemeinde mit 2 Restaurants, 6 Pubs, nem kleinen Einkaufslädchen und nem Coffee-Shop. Da ich ja kein Touri bin, hatte ich mir mein Vesper selbst gepackt und mir nur nen Kaffee gegönnt. So kenn ich mich zwar gar nicht, aber als ich mir die Speisekarten und die entsprechenden Preise angeschaut hab, war ich ganz froh drum. Laragh war übrigens das Biker-Dörfchen schlechthin. Und da so schönes Wetter war, waren auch Biker ohne Ende unterwegs. Da ich ja heute so schwarz und rockig gekleidet war, waren die alle total lieb zu mir, haben mich ausgefragt, mit mir geplaudert und beim wegfahren dann ganz laut gehupt und gewunken. Steven hat dann später gefragt, ob ich die schon kannte....ääähhhm nö... aber jetzt :D Und sie waren schonmal in Heidelberg. Vielleicht also doch.

Nach ner knappen Stunde Pause gings dann für 5 Minuten in den Bus und weiter nach Glendalough (Gleann Dá Loch = Tal der zwei Seen). Dort wurden wir wieder rausgeschmissen und haben 1 1/2 Stunden zum wandern bekommen. In der Zeit sollten wir die zwei Seen erkunden (Lower Lake und Upper Lake). Hin ging es auf dem Board Way. Ich hatte immer "bored" statt "board" verstanden und bored heißt langweilig. Als ich den Weg dann gelaufen bin, war es aber ziemlich schnell klar, dass es ein Board Way war, denn man ist die komplette Strecke wie auf einem Holzsteg über den morastigen Boden gelaufen. auf dem Rückweg sollten wir dann dem Green Way folgen und der heißt grün, weil er durch den Wald geht. 
Ausgangs- und Zielpunkt war ein alter irischer Friedhof,




























Ich merke gerade, dass man auf Bildern leider nie so ganz einfangen kann, wie toll es wirklich war.... Jedenfalls habe ich heute schon mehrmals beschlossen, dass ich mir in meinem Leben auf jeden Fall eine richtig gute Spiegelreflexkamera kaufen möchte!

Als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, meinte Steven dann noch: "Das war Nadine, sie kommt aus Deutschland und lebt in Dublin". Die Tür schließt und ich höre noch: "Echt? Ich auch!". Ratter, ratter, ratter...machts in meinem Kopf, dreh mich um, schreie "Stoooooop".... aber der Bus fährt schon und keiner hört mich. Schade, das wär echt lustig gewesen. Es ist nämlich schön, wenn man am Wochenende solche Dinge mit jemandem gemeinsam machen kann.

Das wars von meinem spannenden und vollgepackten Wochenende. Morgen geht der vergleichsweise langweilige Alltag wieder los. Mal schauen, was ich euch da erzählen kann. Ich werd mir was überlegen.